Kann Atheismus eine Religion sein? Ist „der Atheismus“ eine Religion? Was ist überhaupt Religion?
Das sind viele Fragen, die sich eine Atheistische Religionsgesellschaft stellen lassen muss (spätestens bei der Antragsstellung beim Kultusamt) und auch selbst stellen sollte.
In einem “Standard”-Artikel vom 7. Juni 2017 (“Götter, Glaube, Gemeinschaft: Was ist Religion?“) zeigt Kathrin Trattner, Lehrbeauftragte und Doktorandin am Institut für Religionswissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Karl-Franzens-Universität Graz, wie komplex der Begriff der Religion eigentlich ist — vor allem dann, wenn man ihn objektiv fassen will und dabei den Rahmen des eigenen Hintergrunds verlassen muss.
In Österreich ist die katholische Vergangenheit noch deutlich spürbar. Selbst wenn die Katholische Kirche seit vielen Jahren einen Mitgliederschwund zu verzeichnen hat, sind auch jene bereits ausgetretenen Mitglieder ursprünglich getauft und wohl meist durch Erstkommunion, Firmung und Religionsunterricht der katholischen Interpretation von “Religion” nahe gekommen. Deswegen scheint dieser Begriff vielen auch nur unter Verweis auf Gott denkbar, oder eben unter Verweis auf eine Form der Transzendenz, die letzten Endes dem katholischen Gott entspricht.
Für eine plurale demokratische Gesellschaft, wie der Staat sie zu vertreten hat, sollte das gleiche gelten, was für die Religionswissenschaft gilt: Der Begriff der Religion sollte umfassend betrachtet werden, nicht nur aus der Tradition der eigenen (persönlichen) Vergangenheit.
Und wie sehen wir uns in dieser Hinsicht selbst?
Nach einer substanzialistischen Fassung der Religion (“worauf bezieht sich Religion?”) befassen wir uns mit Transzendentem. Unser Transzendenzbezug beruht darauf, was uns in die Welt gebracht hat und was von uns in der Welt bleiben wird. Beides übersteigt den eigenen Lebenshorizont, beides kann als Begriff oder Narrativ dafür wichtig sein, wie wir uns selbst verstehen. So kann es unser Handeln und unsere Erfahrung in der Welt beeinflussen. Auch, wenn wir nicht glauben, dass Gottheiten über uns wachen oder richten.
Auch das Heilige ist uns als Begriff nicht fremd. Nur würden wir es vielleicht anders begründen, etwas anders darunter verstehen, als andere Konfessionen. Es ist aber unser gutes Recht (und muss auch unser gutes Recht sein), anders zu sein als andere Konfessionen.
Auch nach einer funktionalistischen Fassung des Religionsbegriffs (“wie wirkt Religion?”) scheint kein Widerspruch zu bestehen. Wir wollen eine soziale Rolle spielen. Nach innen wollen wir für alle, die sich wie wir den Sinnfragen des Lebens stellen, ohne dabei auf Götter zurückgreifen zu können oder zu wollen, einen Anlaufpunkt schaffen. Wir wollen die Fragen, die sich daraus ergeben, gemeinsam stellen und die unterschiedlichen Antworten sammeln und bearbeiten. Und nach außen hin wollen wir dieser Ansicht zum Recht verhelfen, von der Öffentlichkeit genauso respektiert zu werden wie die bereits erwähnten Katholikinnen und Katholiken und andere Religionsgemeinschaften.
Eine Fortsetzung zu diesem Beitrag wird im Laufe der Zeit noch folgen, und eine rege Debatte kann und darf gerne sowohl hier in den Kommentaren als auch im Forum entbrennen.
Atheismus ist keine Religion du Vollpfosten!
Dieser Beitrag wird nicht zensiert, da es sich ja nicht um Spam oder ähnliches handelt, sondern zumindest inhaltlich zum Thema passt.
Meinungsfreiheit ist das eine, aber dass ich die Aussage als “unzureichend begründet”, “unnötig unfreundlich” und daher auch “doof” oder “lächerlich” bezeichne ist das andere.
Ich sage daher: Schlauberger, dein Kommentar ist dumm, sinnlos und wirft mehr Licht auf dich, als auf die von dir Bezeichneten.
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