Geschichten aus dem Leben – worauf es wirklich ankommt


Kürzlich haben wir eine Zusendung eines Mitglieds unserer Atheistischen Religionsgesellschaft in Österreich (ARG) erhalten, die wir hier (anonymisiert und etwas gekürzt) mit Zustimmung des betreffenden Mitglieds gerne mit allen, die unsere Homepage lesen, teilen.

An der Fassade unseres Hauses bröckelt der Putz. Die Werkbank im Stall ist eine Ablagefläche für Dinge, die keinen rechten Platz haben. Wenn uns beim Putzen niemand zur Hand geht, wird wochenlang nicht aufgewischt, geschweige denn abgestaubt. Manchmal schreibe ich Listen mit Dingen, die im und rund ums Haus in Ordnung gebracht werden sollten. Und mehrmals täglich frage ich mich, ob wir unseren Kindern geben, was sie brauchen.

Letztens war Elterngespräch, die Große ist ja im Herbst in die Schule gekommen. Man tauscht sich aus, wie wir als Eltern sie in der neuen Rolle erleben und welchen Eindruck die Lehrerin von ihr hat. So manches ist da gesagt worden, was man als zur Erziehung Berechtigte gerne hört. Ausgeglichen, neugierig, artikuliert sich super. Was mich allerdings richtig stolz gemacht hat, ist in einem Nebensatz gefallen, als es um ihr ausbaufähiges Schriftbild ging. “Ich nenne sie dann manchmal Pipi Langstrumpf”, hat uns die Lehrerin verraten, “und ich weiß, dass sie das nicht als Beleidigung empfindet. Sie hat mir erzählt, wie gerne sie die Geschichten von ihr hört und außerdem kann ich mich darauf verlassen, dass sie es sagt, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlt.” An dem Tag habe ich mich nicht mehr gefragt, ob wir in Sachen Nachwuchs alles so gut wie möglich machen. Weil ich die Antwort schon wusste: es ist vollkommen egal, wie unsere Fassade aussieht.

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