„Bete oder stirb, Kāfir*!“ 3


Auf diese Kurzform lässt sich ein schrecklicher Umgang mit dem „Verbrechen“, vom islamischen Glauben bzw. von der islamischen Religion abzufallen, bringen. Aktuell steht in einigen islamisch geprägten Ländern gemäß strenger Tradition der Scharia die Todesstrafe auf sogenannte „Apostasie“, also das „Wegtreten/Verlassen“ bzw. Abfallen vom (islamischen) Glauben bzw. von der (islamischen) Religion.

Als Atheistinnen und Atheisten in Österreich, wo seit den „Toleranzpatenten“ Kaiser Josephs II. (1780er Jahre) sukzessive eine Religionsfreiheit erkämpft worden ist, gilt unsere volle Solidarität unseren „Mit-Atheistinnen und Mit-Atheisten“ aus diesen Staaten, die bekanntlich die von den Vereinten Nationen deklarierten Menschenrechte in wichtigen Punkten aktuell nicht umsetzen.

Dies ist umso trauriger, als bei der Verabschiedung der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ (AEMR) am 10. Dezember 1948 kein Staat dagegen gestimmt hat und von den damaligen „islamischen“ Staaten einzig Saudi-Arabien sich der Stimme enthalten hat. Unter den Pro-Stimmen: Afghanistan, Iran und Pakistan, wo heute jedoch die Todesstrafe bei Apostasie droht.

Natürlich ist die Todesstrafe nur die Spitze eines ganzen Eisbergs von Verfolgung und Diskriminierung. Mit Repressalien müssen Apostatinnen und Apostaten (aus dem Islam) heute in praktisch allen stark islamisch geprägten Ländern rechnen – vom Verlust des Erbrechts bis hin zum Verlust der Erziehungsberechtigung für die eigenen Kinder …

Sitzen also drei Flüchtlinge in einem Boot, so könnte es der Fall sein, dass der eine ein fundamentalistischer Moslem ist, vor dem die zwei anderen flüchten: ein Apostat und etwa ein Homosexueller.

Aus diesem Grund ist jeder Asylantrag individuell zu prüfen und sind pauschale Push-Backs jedenfalls illegal. Und nicht jeder, der „aussieht wie ein Moslem“, ist auch einer – wiewohl natürlich die „Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit“, wie es der betreffende Artikel der AEMR (Art. 18) und der Europäischen Menschenrechtskonvention (Art. 9) ausdrückt, für alle Menschen gilt. Radikal sind nur wenige, und nur diese sollte man sehr genau und konsequent beobachten und überwachen.

Immerhin: Seit 1912 anerkennt Österreich den Islam als Religion und akzeptiert staatlicherseits mittlerweile bereits mehrere islamische Religionsgemeinschaften als Religionsgemeinschaften, wodurch diese Gleichberechtigung erreichen können – ein Status, den wir als Atheistische Religionsgesellschaft in Österreich (ARG) hoffentlich auch erreichen werden!

In diesem Sinne: Ein freies, glückliches, langes Leben!

*Arabisch etwa für „Ungläubiger“, „Gottesleugner“


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3 Gedanken zu “„Bete oder stirb, Kāfir*!“

  • Thomas Wanka

    Hi,

    am 10.12.1948 war Afghanistan ein Königreich, dass erst 1919 von der britischen Besatzungsmacht gelöst wurde, unter großen Gebietsverlusten des heutigen Pakistans, Afghanistan wurde erst 1964 zur konstitutionellen Monarchie und 1973 zur Republik.

    Pakistan war erst im August 1947 als Teil Britisch.indiens unabhängig geworden, bekam die erste eigene Verfassung aber erst in den 1950er Jahren, und war der Staatsgründer am 11.09.1948 verstorben.

    Der Iran wiederum war nach dem anlasslosen Einmarsch der britischen und sowjetischen Truppen 1941 bis 1953 in seiner bislang liberalsten Phase, erst als 1953 der linke Premierminister mit Hilfe der CIA und Großbritanniens gestürzt und der Schah wieder installiert war, endete diese kurze Phase der Freiheit.

    Und Saudi Arabien existiert auch nur, weil die Briten König Faisal von Arabien – der religiös eher liberal war, er wollten den Juden mehr Land schenken, als der heutige Staat Israel ist, siehe Faisal-Weizmann Abkommen, das auch die Religionsfreiheit beinhaltete – hintergingen und die Saudis militärisch unterstützten,

    Sohin lässt sich feststellen, dass die Ursache der Todesstrafe für Atheisten und andere in diesen Ländern einzig unsere westliche Politik ist bzw. war.

    Im Türkischen gibt es eine Redewendung, wenn wo ein Unglück geschieht fragt man “War ein Brite dabei?”. Ich weiß, wo diese Redewendung herkommt. 😀

    LG Tom

    • Blob

      Sorry, das ist Unsinn. Es braucht trotzdem die Leute im Land, die diese Art der Politik unterstützen, und die von außen unterstützt werden. Man kann die Leute vor Ort daher nicht aus der Verantwortung nehmen. Außerdem war das nicht “unsere” Politik, denn weder Österreich noch Slowenien oder Irland hatten hier etwas mitzuentscheiden, das waren einzelne Nationen wie zum Beispiel die Briten. Deren Politik kann man aber nicht rückwirkend uns anlasten.

  • Blob

    Umgekehrt sollte aber auch genau geprüft werden, wer hierherkommt und seine konservative Religion mitnimmt – denn diejenigen machen in Österreich die Lage für Atheisten und Homosexuelle unsicherer.
    Es ist nicht beruhigend, dass immer mehr Leute aus solchen Ländern, wo für Atheisten die Todesstrafe droht, hierherkommen.
    Die Mehrheit davon sind wohl kaum Atheisten – das zeigt sich schon an den Schulen.