Gemeinsame Gedanken zum Attentat auf Salman Rushdie


Vorweg das Wichtigste: Wir wünschen Salman Rushdie beste Genesung – unser tiefstes Mitgefühl ist mit ihm und seiner Familie. Wir hoffen das Beste.

Unsere Betroffenheit ist groß, dass die Welt auch heute noch nicht weit genug entwickelt und aufgeklärt ist, um abweichende, ja unter Umständen aus der Sicht mancher Gruppen auch „völlig falsche“ Meinungen zumindest so weit in Toleranz zu ertragen, dass uns das Prinzip des gewaltfreien Zusammenlebens allen gemeinsam unantastbar „heilig“ ist.

Keine Worte, keine Meinungen, keine Vorträge, keine Bücher eines Menschen können je eine akzeptable Begründung für Gewalt darstellen – nicht in Worten und schon gar nicht in Taten!

Freiheiten sind eine Grundvoraussetzung für ein gutes Leben in Vielfalt. Die kulturell und ökonomisch attraktive Entwicklung in jenen Ländern, die die Menschenrechte hochhalten, zeigt uns, dass die Freiheit der Meinung und die Freiheit der Kunst eine notwendige Grundlage für die optimale Entwicklung und Entfaltung jedes einzelnen Menschen und dadurch auch einer Gesellschaft – wie wir sie uns in Österreich erkämpft haben – darstellt, die bemerkenswert angstfrei lebt und die Zuwanderer:innen aus vielen Kulturräumen zurecht anzieht. Diesen Status quo gilt es zu erhalten!

Wer die Meinungsfreiheit attackiert, attackiert zugleich die Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit, die aus logischen Gründen sowohl in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (Artikel 18) als auch in der Charta der Grundrechte der Europäischen Union (Artikel 10) in jeweils nur einen Artikel gepackt sind – und in beiden Fällen ist dieser Punkt auch der Artikel unmittelbar vor dem der Meinungsfreiheit selbst, aus ebenso logischen Überlegungen heraus.

Die Tat eines Einzeltäters kann niemals einen tragfähigen Grund darstellen, gleich eine gesamte Gruppe, der dieser angehört, unter Generalverdacht zu stellen. Einzelne Menschen begehen Taten – nicht die unterschiedlichen Gruppen, denen sie angehören mögen. Selbst wenn der Täter glaubt, dass diese Zugehörigkeit ein Motiv für diese Tat sei. Solange sich nicht diese Gruppe hinter diese Tat stellt! Gewalt ist niemals eine gute Lösung. Das sollte mittlerweile weltweit historisch hinreichend ausgetestet sein. Daher können Meinungsverschiedenheiten in guter Weise nur gewaltfrei verhandelt werden – jetzt und in Zukunft!

Zu diesem nach dem Attentat vom 12. August am 13. August verfassten Entwurf (“Gemeinsame Gedanken zum Attentat auf Salman Rushdie”) haben wir bereits erfreulich positive Rückmeldungen von Seiten einiger Religionsgemeinschaften erhalten. Auch von Seiten gesetzlich anerkannter Religionsgemeinschaften. Heute, am 25. August 2022, machen wir ihn daher gerne auch für eine allgemeine Öffentlichkeit zugänglich. Vielleicht gelingt es uns ja, auf diesem Weg einen positiven Impuls zu vermitteln. Das wäre zumindest unsere Hoffnung …


Über Wilfried Apfalter

Ich halte unsere Atheistische Religionsgesellschaft in Österreich (ARG) für ein in mehrfacher Hinsicht sehr spannendes Projekt und bin fasziniert von dem, was alles möglich ist bzw. sein wird.

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