Zum Umgang mit Tieren in der Gesellschaft


Das interreligiöse “Dialogforum Ethik” der “Initiative Weltethos Österreich” (IWEO) hat sich 2020 mit dem Umgang mit Tieren in der Gesellschaft beschäftigt.

Alle Mitglieder des Dialogforums waren eingeladen, von den maßgeblichen Texten oder Überlieferungen und Grundauffassungen der eigenen Tradition ausgehend dazu kurz schriftlich Stellung zu nehmen. Mein Beitrag sah so aus:

Umgang mit Tieren in der Gesellschaft – aus einer atheistischen Perspektive

Der Umgang von uns Menschen mit (anderen) Tieren ist viel zu oft zumindest sehr problematisch, wenn nicht sogar elendiglich. Wir tun gut daran, uns selbst immer wieder daran zu erinnern, dass wir in mehrfacher Hinsicht eine große Verantwortung und (Selbst-) Verpflichtungen gegenüber allen fühlenden Lebewesen haben.

Nichtmenschliche Tiere sind, so wie alle Lebewesen, unsere je nachdem sehr nahen bis fernen evolutionären Verwandten. Es spricht viel dafür, dass sie uns – besonders abhängig von ihrer körperlichen Ausstattung – je nachdem auch im Leiden-können (sehr) ähnlich sind. Wir bewegen uns hier bei dieser Frage zumindest im (religionswissenschaftlich gesprochen) Bereich mittlerer Transzendenz.

In der Religionslehre der Atheistischen Religionsgesellschaft heißt es (im § 2 Absatz 5 der Statuten): „In Bezug auf unser physisches Leben sehen wir unser Dasein als vergängliches Ergebnis einer langen Kette evolutionärer Prozesse, welche uns auf vielfältige Weise mit der Welt, die wir beobachten, in Verbindung bringen. Die biologische Evolution ist ein Prozess, der eine Vielzahl an Lebewesen, unter anderem uns als Menschheit, hervorbrachte und -bringt. Sie verbindet uns verwandtschaftlich mit anderen Lebewesen. Die Materie, aus der wir hervorgegangen sind, entwickelte sich wiederum über lange Zeiträume in Kernfusionsprozessen von Sternen, was uns in einem übertragenen Sinne zu Kindern der Sterne macht.“ Und (im § 2 Absatz 11 der Statuten): „Wir sind uns bewusst, dass das derzeit geltende staatliche Religionsrecht besondere Möglichkeiten der rechtlichen Berücksichtigung von Riten bietet. In diesem Zusammenhang glauben und wollen wir, dass es jedem Mitglied (a) auf eigenen Wunsch hin möglich sein soll, vegetarisch zu leben (vegetarischer Ritus), und (b) auf eigenen Wunsch hin möglich sein soll, vegan zu leben (veganer Ritus), und (c) auf eigenen Wunsch hin möglich sein soll, pazifistisch zu leben (pazifistischer Ritus).“

Vielleicht gelingt uns im IWEO-Dialogforum Ethik eine gemeinsame und weithin wirksame Einladung an die Öffentlichkeit, das „Tierschutzvolksbegehren“ (Eintragungswoche: 18.-25. Jänner 2021) zu unterstützen? Der Text dieses Volksbegehrens lautet: „Tiere sind fühlende Wesen. Sie sind von uns zu respektieren und zu schützen. Doch Millionen Tiere erhalten diesen Schutz nicht und leiden unermessliche Qualen. Wir wollen ihnen in Österreich eine starke Stimme geben. Um Tierleid zu beenden und Alternativen zu fördern, verlangen wir (verfassungs-) gesetzliche Änderungen vom Bundesgesetzgeber. Diese sollen heimische BäuerInnen stärken und sich positiv auf die Gesundheit, Umwelt und Klima und auf die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder auswirken.“ Link: https://www.bmi.gv.at/411/Volksbegehren_der_XX_Gesetzgebungsperiode/TIERSCHUTZVOLKSBEGEHREN/start.aspx

Ist es eines unserer ernsthaft verfolgten gemeinsamen interreligiösen Ziele, überall dort, wo es uns allen möglich erscheint, gemeinsam eine nachhaltige Verminderung und Verhinderung von Leid zu bewirken?

Wilfried Apfalter

Die schließlich aus allen Beiträgen erstellte gemeinsame Stellungnahme des IWEO-Dialogforums Ethik ist auf der Homepage der IWEO als PDF (“Tierethik in der Gesellschaft“) zugänglich.

Wilfried Apfalter ist Präsidiumsmitglied der Atheistischen Religionsgesellschaft in Österreich (ARG)


Über Wilfried Apfalter

Ich halte unsere Atheistische Religionsgesellschaft in Österreich (ARG) für ein in mehrfacher Hinsicht sehr spannendes Projekt und bin fasziniert von dem, was alles möglich ist bzw. sein wird.

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