Der neue Newsletter 1/2024 der Initiative Weltethos Österreich (IWEO) enthält einen Newsletter-Beitrag des atheistischen Mitglieds im IWEO-Dialogforum Ethik. Dieser Beitrag ist dem Dialog gewidmet.
Interkultureller und interreligiöser Dialog
Ein von Anfang an vorhandener, tragender Grundgedanke des Weltethos-Projekts von Hans Küng (1928-2021) lag und liegt darin, das verbindende Gemeinsame in größeren und kleineren Religionen bzw. ethischen Traditionen zu suchen und möglichst verständlich darzulegen. Dazu brauche es, laut Küng, Grundlagenforschung und interreligiösen Dialog.
Letzterer wurde von der Initiative Weltethos Österreich auf einen interkulturellen Dialog ausgedehnt, da ein ernsthafter Dialog darüber hinaus positive Impulse für alle bieten kann. Er gibt uns kostbare Chancen, etwas Relevantes über uns selbst und über Andere zu erfahren. Ein gelingender interkultureller Dialog kann nachhaltig tragfähige Beziehungen und eine tiefergehende Akzeptanz dafür schaffen, dass es bei aller Gemeinsamkeit auch deutliche Unterschiede und insgesamt eine Vielfalt gibt. Gemeinsamkeiten und Unterschiede auszuloten und dabei bei aller Dynamik zu realistischen Einschätzungen zu gelangen, ist für jeden ernsthaften Dialog eine gewisse Herausforderung.
Das Entwickeln von Akzeptanz – in verschiedenen Bereichen – kann unter Umständen als ein sehr deutlicher Veränderungsprozess ablaufen, wie ihn der britisch-indische Biowissenschaftler John B. S. Haldane gegen Ende seines Lebens einmal sehr pointiert und zugespitzt so beschrieben hat: “Ich nehme an, der Akzeptanzprozess wird die üblichen vier Phasen durchlaufen: 1. Das ist wertloser Unsinn, 2. Das ist eine interessante, aber perverse Sichtweise, 3. Das ist zwar wahr, aber ziemlich unwichtig, 4. Das habe ich schon immer gesagt“ (1963, Journal of Genetics 58, 464).
Im Dialogforum Ethik der Initiative Weltethos Österreich (IWEO), dem die Vertreterinnen und Vertreter religiöser und säkularer Traditionen und der Politikwissenschaft angehören, wird derzeit überlegt, welche Art und Form des Dialogs – nach umständehalber langen Phasen eines eher virtuellen Austauschs per E-Mails – dem grundsätzlichen Anliegen des Dialogforums, die Erklärung zum Weltethos in konkreten, gesellschaftlich relevanten Fragen nach Möglichkeit in gemeinsamen Stellungnahmen gedanklich weiterzuentwickeln bzw. zu konkretisieren, besonders gut gerecht werden kann. Das gelingt wahrscheinlich am besten (wieder) in direkten persönlichen Gesprächen und Begegnungen. (Wilfried Apfalter)
Wilfried Apfalter ist Präsidiumsmitglied der Atheistischen Religionsgesellschaft in Österreich (ARG)
Eine Geringschätzung dafür, tragfähige Gemeinsamkeiten zu suchen, wäre ein ernsthaftes Problem. Leider ist so eine Geringschätzung aktuell vielerorts unter Menschen irgendwie durchaus weit verbreitet, kommt mir vor.