Tag der Erde – Tag des hellblauen Punktes 1


Heute, am 22. April, wird an vielen Orten der Welt der „Tag der Erde“ gefeiert. Laut Wikipedia soll dieser Tag die „Wertschätzung für die natürliche Umwelt stärken, aber auch dazu anregen, die Art des Konsumverhaltens zu überdenken“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Tag_der_Erde). Ich würde aber noch viel weiter gehen: Dieser Tag ist ein guter Anlass, sich einmal die Stellung der Erde im Kosmos ins Bewusstsein zu rücken.

Zugegeben, der Tag der Erde hat nicht auf der ganzen Erde den selben Stellenwert. Viele hierzulande haben vielleicht noch gar nie davon gehört. Die Art und Weise wie er begangen wird, treibt mitunter auch seltsame Blüten, so wurde er zum Beispiel 2009 von der UN- Generalversammlung auf Initiative Boliviens zum “Internationalen Tag der Mutter Erde” erklärt – als Atheist frage ich mich hier, ob diese Vergöttlichung unseres Heimatplaneten wirklich notwendig ist.

Heute rücken am Tag der Erde meist Umweltthemen ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Keine Frage, ein vernünftiger Umgang mit der Umwelt und den begrenzten Ressourcen unserer Erde ist unumgänglich. Ich würde an diesem Tag aber noch etwas viel grundlegenderes ins Zentrum rücken. Etwas, worauf uns Carl Sagan vor vielen Jahren gebracht hat: Nämlich dass unsere Erde ein kleiner blauer Punkt im unglaublichen Universum ist, eine „kleine Bühne in der gigantischen kosmischen Arena“.

Als die Raumsonde Voyager 1 im Februar 1990, als sie schon in den äußersten Bereichen des Sonnensystems war, auf den Vorschlag von Carl Sagan hin noch einmal eine letzte Fotoserie von den Planeten des Sonnensystems machte, lieferte das überhaupt keinen wissenschaftlichen Mehrwert. Vielmehr hatte dieses Vorhaben eine Art religiöse Bedeutung: Diese Aufnahmen haben unser Bild von unserer Welt ein wenig zurecht gerückt. Die Erde ist auf diesen Aufnahmen nur mehr als blassblauer Pixel zu sehen.

„Pale blue dot“

„Pale blue dot“

Es ist ein faszinierendes und gleichzeitig verstörendes Bild von unserem Planeten. An dieser Stelle möchte ich Carl Sagan selbst sprechen lassen, der sich einige Gedanken darüber gemacht hat, was dieses Bild für uns bedeutet:

Kaum ein anderes Bild macht uns mehr bewusst, dass wir Menschen, allen Konflikten zum Trotz, uns eine Welt teilen. Im Moment bleibt uns gar nichts anderes übrig, als diesen Planeten miteinander zu teilen, denn wir sind noch nicht so weit, andere Planeten zu besiedeln. Gerade deswegen ist natürlich ein sorgsamer Umgang mit der Umwelt für uns überlebensnotwendig. Aber auch die Art und Weise, wie wir Menschen miteinander umgehen, trägt wesentliches zu unserem Wohlergehen als Menschheit bei. Gerade in Zeiten, in denen die Menschheit durch Kriege, Terror und Hass gespalten zu sein scheint, ist es vielleicht hilfreich, wenn wir uns dieses Bild mit dem kleinen hellblauen Punkt in Erinnerung rufen. Der Tag der Erde ist ein passender Anlass dazu.

Ich möchte abschließen mit einer Zukunftsvision. In vielen tausend Jahren wird der Tag der Erde vielleicht noch immer begangen werden. An diesem Tag werden vielleicht Menschen, die auf verschiedenen Planeten in unzähligen Sonnensystemen leben in den Himmel schauen und Ausschau halten nach einem kleinen Stern, um den ein kleiner blauer Planet kreist. Jener Planet, auf dem die Geschichte aller menschlichen Zivilisationen ihren turbulenten Ursprung nahm.


Über Martin Marot-Perz

Als Techniker vom Studium und Beruf her kümmert sich Martin Perz um den Online-Auftritt der Atheistischen Religionsgesellschaft. Als Webmaster ist er gewissermaßen der Hüter der (digitalen) Schlüssel dieser (virtuellen) Hallen hier. Gerne schreibt er aber auch als unabhängiger Denker zu weltanschaulichen Themen, Religion und Philosophie.

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Ein Gedanke zu “Tag der Erde – Tag des hellblauen Punktes

  • Wilfried Apfalter

    Ja, die Erde ist für uns alle wirklich sehr, sehr wichtig und bemerkenswert! Der Ausdruck „Mutter Erde“ ist oft eine poetische Art und Weise, über die Erde zu sprechen und sie dabei quasi als ein uns allen nahestehendes, sympathisches Familienmitglied zu betrachten. Das kann manchmal (je nach Gegenüber) durchaus hilfreich sein. Verstörend ist das Bild unseres Planeten in meinen Augen dadurch, dass es sehr eindrücklich zeigt, dass wir (zumindest derzeit) tatsächlich nur einen ziemlich beschränkten und vielfach gefährdeten Lebensraum in einem gewaltigen Ozean an harscher, unwirtlicher und gleichzeitig immer wieder auch faszinierend schöner Umwelt haben.