Vor sechs Jahren: Vatikanbrief an Atheisten


Vor sechs Jahren ist das von Papst Franziskus verkündete „Jahr der Barmherzigkeit“ zu Ende gegangen.

Das haben Präsidiumsmitglieder der Atheistischen Religionsgesellschaft in Österreich (ARG) am 21. November 2016 zum Anlass genommen, einen Brief an Papst Franziskus zu schreiben. Dieser Brief wurde dann sehr rasch am 29. November 2016 mit einem Brief des damaligen Assessors des vatikanischen Staatssekretariats, Paolo Borgia, im Auftrag des Papstes beantwortet. Der ORF hat darüber berichtet.

Was hat sich seitdem getan?

Was die Katholische Kirche betrifft, hat sich in diesen sechs Jahren im Verhältnis zur Atheistischen Religionsgesellschaft eher nichts wirklich Grundlegendes verändert. Die in unserem Brief an Papst Franziskus enthaltene Anregung zu einer Änderung dessen, was der Weltkatechismus über Atheismus sagt, ist bisher, soweit wir sehen, noch nicht aufgegriffen worden. Einen grundlegenden Schritt haben wir selber Ende 2019 mit unserem Eintragungsantrag beim Kultusamt machen können. Damit wollen wir den Status einer staatlich eingetragenen religiösen Bekenntnisgemeinschaft erreichen. Derzeit befinden wir uns in unserem Eintragungsverfahren auf dem in mehrfacher Hinsicht sehr interessanten und herausfordernden und damit aber auch (sehr) ressourcenbindenden Rechtsmittelweg.

Atrium Gentium auch einmal in Österreich?

Bereits die 2016 laufenden Vorarbeiten für unser Eintragungsverfahren haben, wie wir in unserem Schreiben an Papst Franziskus ebenfalls kurz dargelegt haben, Vorarbeiten für eine angedachte Atrium Gentium Veranstaltung in Österreich ressourcenbedingt unterbrochen. Atrium Gentium („Vorhof der Heiden/Völker“) ist ein vatikanisches Dialogformat für den Dialog zwischen katholisch Glaubenden und Nichtglaubenden. Schon 2011 hat sich der damalige Präsident des damaligen Päpstlichen Rates für die Kultur (und heutige Präsident der Kultursektion im 2022 eingerichteten Dikasterium für Kultur und Bildung), Kardinal Gianfranco Ravasi, dem Präsidium der Atheistischen Religionsgesellschaft gegenüber über den Gedanken einer Atrium Gentium Veranstaltung in Österreich ausgesprochen erfreut gezeigt (Schreiben vom 14. April 2011, Prot. N. 465/2011). Ob und gegebenenfalls wie es mit diesem Gedanken weitergehen kann, wird sich zeigen. Auch wir kochen nur mit Wasser. Das ändert freilich nichts an unserer grundsätzlichen Bereitschaft zum interreligiösen Dialog – auch mit der Katholischen Kirche; diese ist weiterhin vorhanden.

Wilfried Apfalter ist Präsidiumsmitglied der Atheistischen Religionsgesellschaft in Österreich (ARG)


Über Wilfried Apfalter

Ich halte unsere Atheistische Religionsgesellschaft in Österreich (ARG) für ein in mehrfacher Hinsicht sehr spannendes Projekt und bin fasziniert von dem, was alles möglich ist bzw. sein wird.

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