Anlässlich der kommenden Nationalratswahl 2017, die am 15. Oktober 2017 stattfinden wird, haben wir allen SpitzenkandidatInnen der bundesweit antretenden Wahlparteien bzw. Listen sieben Fragen gestellt.
Diese sieben Fragen lauten folgendermaßen:
1. Der Bevölkerungsanteil der Konfessionslosen und der AtheistInnen steigt und die Gesellschaft wird immer vielfältiger. Wie wünschen Sie sich – auch im Sinne eines europäischen Integrationsprozesses – den Umgang von Politik und Gesellschaft mit weltanschaulichen, religiösen und anderen Minoritäten?
2. Die Atheistische Religionsgesellschaft in Österreich (ARG) strebt die Eintragung als religiöse Bekenntnisgemeinschaft an. Werden Sie es befürworten, dass dieses Verfahren von Seiten des dafür zuständigen Kultusamts mit einem hohen Ausmaß an behördlicher Transparenz durchgeführt wird?
3. Würden Sie in staatlichen und öffentlichen Stellen, in denen bereits andere Religionsgemeinschaften seelsorgerisch tätig sind (z.B. im Bundesheer, bei der Polizei, in öffentlichen Krankenhäusern, …), auch eine Atheistische/Humanistische Seelsorge zulassen, sofern die Kriterien dafür erfüllt sind?
4. Wie denken Sie über den Wunsch nach einem einheitlichen staatlichen Religionsrecht für alle Religionsgemeinschaften nach möglichst gut begründeten, allgemeinen und einheitlichen Kriterien?
5. Wie denken Sie über die derzeitigen Sonderstellungen von Religionsgemeinschaften im staatlichen Recht, etwa im Kindergarten- und Schulrecht?
6. Wie denken Sie über den Wunsch nach einer Beendigung der Ungleichbehandlung von religiösen und nichtreligiösen Weltanschauungen im staatlichen Recht, etwa im Hinblick auf die Ungleichbehandlung von konfessionellen und nichtkonfessionellen Privatschulen?
7. Vervollständigen Sie bitte diesen Satz: Die [Namen der wahlwerbenden Partei/Liste einsetzen] ist eine gute Wahl für AtheistInnen und säkulare HumanistInnen, weil …
Über die Antworten werden wir in der Reihenfolge ihres jeweiligen Eintreffens berichten.
Na also, es geht scheinbar doch anders. Während der KORSO seine Wahlprüfsteine in Deutschland nur an eine Untermenge der zugelassenen Parteien (14 von 48) verschicken wollte, über deren Zustandekommen der KORSO sich geflissentlich ausschweigt und Nachfragen nicht zugänglich ist, traut man sich in Österreich, den Wählern die (möglichen) Antworten aller Parteien zuzumuten. Bravo!
Pingback: Fragen an die SpitzenkandidatInnen der Nationalratswahl 2017: Liste Roland Düringer – Meine Stimme Gilt (GILT) – atheistisch.at – Atheistische Religionsgesellschaft in Österreich
Pingback: Fragen an die SpitzenkandidatInnen der Nationalratswahl 2017: Mag. Christian Kern (SPÖ) – atheistisch.at – Atheistische Religionsgesellschaft in Österreich
Ich verstehe Ihr Argument nicht! Nur weil der Anteil der Atheisten angeblich steigt, so ist das kein Qualitätskriterium um als Religion anerkannt zu werden. Religion heißt per Definition “Glaube an einen Gott oder an mehrere Götter” oder “religare = zurückbinden”. Eine Rückbindung also eine Beziehung ist aber nur zu einem Objekt möglich. Wenn also ein A-theist an keinen Gott glaubt, so ist das Wort “Atheist” irreführend, denn das beinhaltet “Theist” und das wiederum bezieht sich auf Gott. Richard Dawkins, einer der überzeugtesten Atheisten unserer Zeit, lässt in seinen Büchern sich immer eine Hintertür offen, damit er, falls es doch einen Gott gibt, nicht auf der falschen Seite ist. Den “Gotteswahn”, den ich gelesen habe, ist für mich eine einzige Anklage gegenüber dem Versagen des Christentums – sonst nichts. Er führt keinen einzigen Beweis für die Nicht-Existenz Gottes an. Wenn ein Mensch den Glauben an sich und die Beziehung zu sich verloren hat, dann ist er übrigens in einer massiven Identitätskrise. Das Wort “Identität” weist übrigens auch auf einen Ursprung hin, denn 1. habe ich mich nicht selbst geschaffen, noch wollte ich es, und 2. muss deshalb eine Gegenüber existieren, das mir identisch ist – oder?
Über Ihre Antwort würde ich mich freuen.
Grüße Josef Gundacker
Sehr geehrter Herr Gundacker, Sie bringen hier sehr viele Argumente zu unterschiedlichen Themen auf einmal. Ich versuche auf alles einzugehen.
“Ich verstehe Ihr Argument nicht! Nur weil der Anteil der Atheisten angeblich steigt, so ist das kein Qualitätskriterium um als Religion anerkannt zu werden.”
Das ist auch nicht unsere Argumentationslinie. Wir meinen nur, dass der Anstieg an Konfessionsfreien und Atheisten in der Bevölkerung etwas ist, was die Politik nicht komplett ignorieren sollte, vor allem in einem Land wie Österreich, wo es historisch bedingt ein gewisses Naheverhältnis zwischen der Politik und den Religionsgesellschaften gibt.
“Religion heißt per Definition “Glaube an einen Gott oder an mehrere Götter” oder “religare = zurückbinden”. Eine Rückbindung also eine Beziehung ist aber nur zu einem Objekt möglich.”
Das ist eigentlich schon off-topic. Zur Frage, was Religion eigentlich ist, möchte ich gerne auf folgende Beiträge verweisen: https://atheistisch.at/2017/07/18/atheistische-religion/ und https://atheistisch.at/2017/09/11/humanistische-religion-der-religionsbegriff-aus-sicht-von-yuval-noah-harari/.
An dieser Stelle nur so viel: Nein, die Bezeichnung für den “Glaube an einen Gott oder an mehrere Götter” ist Theismus, nicht Religion. Mit der Definition aus dem Wortstamm “religare” bin ich schon eher einverstanden. Ich würde sagen, bei Religion geht es darum, sich ins Bewusstsein zu rufen, dass man mit etwas höherem in Beziehung steht. Sind Sie mit dieser Interpretation von “religare” einverstanden? Dieses Höhere mag für Theisten Gott sein, für Atheisten gibt es genug andere Dinge, mit denen man in Beziehung ist und mit denen man sich auseinander setzen kann. Zum Beispiel mit den Ahnen, mit historischen Persönlichkeiten, mit Ideen, mit der Menschheit, mit dem Planeten oder mit dem ganzen Universum.
Pingback: Fragen an die SpitzenkandidatInnen der Nationalratswahl 2017: Mag. Ulrike Lunacek (GRÜNE) – atheistisch.at – Atheistische Religionsgesellschaft in Österreich
Pingback: Fragen an die SpitzenkandidatInnen der Nationalratswahl 2017: bisher eingelangte Antworten – atheistisch.at – Atheistische Religionsgesellschaft in Österreich