Weltanschauung

Beiträge und Diskurs zu weltanschaulichen Fragestellungen unserer Bewegung


Die Vertreibung aus dem Paradies – Eine atheistische (Um-)Deutung (2) 1

Wie vergangenen Dienstag im ersten Teil versprochen, möchte ich hiermit näher auf diesem Aspekt des Begriffs der “Erlösung” eingehen.

Die Annahme: Wir sind in einem Zustand, der “Erlösung” Bedarf. Er entsteht durch unsere Angst vor dem Tod, durch unser Bewusstsein um den Tod und durch unsere Erkenntnis über Gut und Böse. Wir können aber nicht mehr vor diese Erkenntnis zurück, weil sie nicht eine Schuld gegenüber jemandem da draußen ist, sondern durch eigene menschliche Tat (symbolisiert durch Adam und Evas Apfelkonsum) entstand. Somit können wir nicht von diesem Zustand erlöst werden, ohne von unserem Menschsein erlöst zu werden.


Die Vertreibung aus dem Paradies – Eine atheistische (Um-)Deutung (1) 2

Die Bibel hat viele Fehler, und die Genesis natürlich auch. Viele dieser Fehler, zwingen mich, ungläubig in Bezug auf die Bibel zu sein. Ich kann nicht einverstanden sein, mit einem Gott, der die Menschen erst erschafft, und dann dafür, was sie sind, verdammt. Ich will keine Religion wählen, in der der Versuch, die Welt zu verstehen als erste und ewige erbliche Sünde betrachtet wird.

Ich bin also dem rebellischen Geist verschrieben. Ich sehe in der Schlange die Mutter der menschlichen Kultur, und weil der Mensch ohne Kultur nicht Mensch ist, in dem Moment der Ursünde erst den Beginn des Menschsseins.

Eine weitverbreitete Auffassung ist, dass Gott den Menschen glücklich geschaffen hat, und die Kombination aus Schlange und Eva den Menschen in’s Unglück gestürzt und aus dem Paradies verbannt hat. Wenn die Geschichte sinnvoll sein soll, dann muss man sie umdeuten und wohl auch umschreiben.


Die große Erzählung vom Ende der großen Erzählungen 2

Eine Zeit lang war es Mode zu sagen, die Geschichte hätte geendet, durch den Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa/Russland hätte die Geschichte geendet und das Zeitalter der Ideologien sei vorbei. Jetzt sei die Zeit der großen Erzählungen vorbei. Wer noch an eine große gute Zukunft der Menschheit glaube, sei demnach ein hoffnungsloser Optimist. So jemand müsse entweder naiv oder uninformiert sein.


Seelsorge

Seelsorge. Ein Begriff, den Kirchen häufig für ihre Tätigkeit verwenden und den viele Atheisten gerne ablehnen, weil die Vorstellung einer unsterblichen Seele unmöglich erscheint. Und wahrscheinlich gibt es so viele Vorstellungen, was Seele sein soll, wie es Leute gibt, die den Begriff denken.


Unsere Antragstellung beim Kultusamt (2) – warum überhaupt? 2

Der Genetiker John B. S. Haldane schrieb einmal („The truth about death“, Journal of Genetics, 58 (1963) 463-464, auf Seite 464): I suppose the process of acceptance will pass through the usual four stages: 1. This is worthless nonsense, 2. This is an interesting, but perverse, point of view, 3. This is true, but quite unimportant, 4. I always said so. („Ich gehe davon aus, dass der Prozess der Akzeptanz durch die üblichen vier Phasen verlaufen wird: 1. Das ist wertloser Blödsinn, 2. Das ist eine interessante, aber perverse Perspektive, 3. Das ist wahr, aber ziemlich unwichtig, 4. Ich habe es immer schon gesagt.“) Auch unser Vorhaben, als „Atheistische Religionsgesellschaft in Österreich“ (ARG) mit einem entsprechenden Antrag beim Kultusamt eine staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft zu werden, muss wohl diese vier Phasen der Akzeptanz durchlaufen. In diesem zweiten Beitrag unserer Serie soll nun ein wenig beleuchtet werden, warum unser Ziel, eine staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft zu werden, Sinn macht und warum wir diese Herausforderung daher mit Freude annehmen.


Darf man als Atheist Ostern feiern? 1

Das Osterfest ist zwar laut kirchlicher Lehre das wichtigste Fest überhaupt, im Alltag wird aber doch etwas weniger Aufwand dafür betrieben als um das Weihnachtsfest. Dennoch gönnen sich wohl die Meisten heute eine Osterjause, und für die meisten Kinder ist etwas im Garten (oder bei Schlechtwetter drinnen) versteckt. Doch darf man als Atheist bei diesem Spaß überhaupt mitmachen? Ich sage: Ja, darf man. Hier sind drei Argumente dafür.


Religiöse Symbole

„Atheismus darf keine Religion sein!“ 8

Was ist eigentlich so schlimm an der Behauptung, Atheismus könne eine Religion sein? Was macht den Religionsbegriff zu einem dermaßenen Makel, dass sich schon unzählige Atheistinnen und Atheisten kreative, aber nicht immer stichhaltige Argumente ausgedacht haben, um diese Behauptung zu widerlegen? Wir haben im Rahmen dieses Schwerpunktes „Atheistische Religion“ schon einige Aspekte des Religionsbegriffes beleuchtet. Nikolaus Bösch-Weiss beleuchtete in seinem Beitrag, wie vielschichtig und komplex der Religionsbegriff eigentlich ist. In einem Gastbeitrag von Harald Stücker wurden provokative, aber durchaus interessante Definitionen des Historikers Yuval Noah Harari vorgestellt. Allerdings scheinen bei diesem Thema rein sachliche Argumente alleine zu kurz zu greifen. Vielmehr sollten hier auch einmal Vorurteile und unreflektierte Denkweisen angesprochen werden, welche in dieser Frage eine große Rolle zu spielen scheinen.


Prosit 12018! Die Zeitrechnung der Holozän-Ära 7

Der Gregorianische Kalender, wie wir ihn kennen und tagtäglich verwenden, hat sich über die Jahrhunderte bewährt und weltweit etabliert. Er hat aber einen Schwachpunkt: Die Anno Domini-Zählung der Jahreszahlen. Sie beginnt an einem willkürlich festgelegten Zeitpunkt inmitten der Blütezeit des Römischen Reiches. Das macht es für historisch interessierte Laien mitunter schwierig, Ereignisse der Menschheitsgeschichte chronologisch einzuordnen. Vielleicht wird es Zeit für eine kleine Korrektur mit großer Wirkung.